Warum sind meine Emotionen so intensiv und wie kann ich sie lenken lernen?
- Laura Wegmann
- 29. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Weil dein Gehirn (meistens unbewusst) eine Geschichte aus deinen Körperempfindungen und deinen Erfahrungen baut.
Wenn dein Körper erschöpft ist und alte Verletzungen aktiviert werden, wirkt selbst eine kleine Welle wie ein Tsunami.
Die gute Nachricht: Du kannst lernen, dein Körperbudget zu stärken, neue emotionale Wege zu gehen und deine inneren Stürme sanft zu beruhigen.
Deine Emotionen sind formbar – Wie Körper, Gehirn und Erfahrungen deine Gefühle gestalten
Manchmal scheinen Gefühle einfach über uns hereinzubrechen – Angst, Einsamkeit, Traurigkeit oder Überforderung. Es fühlt sich an, als wären sie stärker als wir selbst.
Doch die neueste Forschung zeigt: Emotionen sind nicht einfach da. Sie entstehen aus einem feinen Zusammenspiel von drei Faktoren und diese kannst du beeinflussen.
Basierend auf den Erkenntnissen von Dr. Lisa Feldman Barrett möchte ich dir heute zeigen, wie deine Emotionen wirklich entstehen und wie du beginnen kannst, sie sanft zu verändern.
Emotionen sind Konstruktionen – keine unveränderlichen Fakten
Dein Gehirn ist ein aktiver Gestalter deiner Wirklichkeit. Es interpretiert die Signale deines Körpers, kombiniert sie mit deinen Erinnerungen und Erfahrungen und erschafft daraus das, was du als "Gefühl" wahrnimmst. Emotionen sind also keine festen Reflexe – sie sind Momente, die dein Gehirn in Echtzeit zusammensetzt.
Das bedeutet: Wenn du dein körperliches Fundament stärkst, deine inneren Vorhersagen veränderst und neue Erfahrungen zulässt, kannst du nachhaltig Einfluss auf dein emotionales Erleben nehmen.
Beispiel: Verlust/Trennung – zwei Wege, wie dein Gehirn die Situation gestalten kann
Szenario:
Jemand erlebt eine schmerzhafte Trennung von einer geliebten Person.
Weg 1: Alte Vorhersagen + erschöpftes Körperbudget → Tiefer Schmerz, Kontrollverlust
Körperbudget:
Schlafprobleme, Appetitlosigkeit, chronischer Stress.
Körperliche Symptome: Herzrasen, Übelkeit, Zittern.
Vorhersage aus der Vergangenheit:
Verlust bedeutet: "Ich bin allein. Ich bin nichts wert. Niemand wird mich je wieder lieben."
Frühere Erfahrungen von Verlassenheit, Unsicherheit oder emotionaler Vernachlässigung aktivieren sich.
Interpretation der aktuellen Situation:
"Ich habe alles verloren. Ich werde nie wieder glücklich sein."
Emotionen: Panik, Hilflosigkeit, tiefe Trauer, Gefühl des inneren Zusammenbruchs.
Wirkung:
Der Schmerz erscheint überwältigend und endlos.
Das Gehirn konstruiert eine Geschichte der Hoffnungslosigkeit.
Weg 2: Gestärktes Körperbudget + neue Vorhersagen → Schmerz, aber auch Vertrauen und Bewegung nach vorn
Körperbudget:
Ausreichender Schlaf, sanfte Bewegung, bewusste Selbstfürsorge trotz Schmerz.
Körperliche Symptome werden reguliert (z.B. tiefe Atmung, Stabilität durch Routinen).
Neue Vorhersagen:
Verlust bedeutet: "Es tut weh – und gleichzeitig kann ich neue Wege gehen."
Früher wurden Erfahrungen gesammelt, dass Einsamkeit nicht immer Gefahr bedeutet, sondern auch eine Phase der Heilung sein kann.
Interpretation der aktuellen Situation:
"Ich verliere einen Menschen – aber nicht mich selbst."
Emotionen: Traurigkeit, aber auch leise Hoffnung, Selbstmitgefühl, Vertrauen in zukünftige neue Verbindungen.
Wirkung:
Der Schmerz wird anerkannt, aber er bestimmt nicht die gesamte Identität.
Das Gehirn baut neue Geschichten auf: von Wachstum, Selbstfindung und neuen Möglichkeiten.
Die drei Schlüssel, um Emotionen sanft zu beeinflussen
1. Dein Körperbudget stabilisieren
Dein Körper ist die Basis deiner Gefühle. Wenn du erschöpft, unterernährt oder im Dauerstress bist, gerät dein sogenanntes „Körperbudget“ aus dem Gleichgewicht – und dein Gehirn produziert viel eher negative Emotionen.
Was du tun kannst:
Sorge für ausreichenden Schlaf.
Iss regelmäßig und ausgewogen.
Bewege dich sanft, aber beständig.
Erlaube deinem Nervensystem bewusste Pausen und Momente der Entspannung.
Ein stabiler Körperhaushalt macht es deinem Gehirn leichter, Ruhe, Vertrauen und Zuversicht zu erleben.
2. Alte Vorhersagen erkennen und neue Interpretationen ermöglichen
Dein Gehirn nutzt vergangene Erfahrungen, um aktuelle Situationen zu deuten. Wenn du früher gelernt hast, dass Alleinsein, Verlust oder Kontrollverlust gefährlich sind, wird dein Gehirn ähnliche Situationen heute ebenfalls als bedrohlich interpretieren – selbst wenn objektiv keine Gefahr besteht. Du kannst hier mehr zum Thema Emotionsregulation in der Podcast-Folge hören.
Was du tun kannst:
Beobachte deine automatischen Gedanken: Welche Geschichten erzählt dir dein Gehirn in schwierigen Momenten?
Erkenne, dass diese Gedanken eventuell alte Schutzmechanismen sind – keine absoluten Wahrheiten.
Übe, neue Deutungen zuzulassen: "Ich bin traurig und gleichzeitig sicher." "Ich fühle Schmerz – und ich bin getragen von meinen eigenen Ressourcen."
Neue Interpretationen entstehen nicht über Nacht, aber mit jedem kleinen Schritt verändert sich dein inneres Erleben.
3. Neue Erfahrungen schaffen, die dein Gehirn neu prägen
Emotionen entstehen nicht im luftleeren Raum – sie hängen eng mit deinem aktuellen Kontext zusammen. Wenn du neue, sichere, unterstützende Erfahrungen machst, lernt dein Gehirn allmählich: Nicht jede Veränderung bedeutet Bedrohung. Nähe, Verbindung und Selbstwirksamkeit werden neu verankert.
Was du tun kannst:
Suche bewusst kleine neue Erlebnisse: ein freundliches Gespräch, ein Spaziergang in der Natur, ein kreatives Projekt.
Übe Achtsamkeit im Alltag: Nimm wahr, was jetzt gerade sicher, lebendig oder angenehm ist.
Erlaube dir, dich selbst als Handelnde zu erleben, nicht als Opfer deiner Emotionen.
Jede neue Erfahrung ist ein Samen, aus dem langfristig neues inneres Erleben wachsen kann.
Veränderung ist möglich und du musst sie nicht allein tragen
Vielleicht spürst du beim Lesen: Ein Teil von dir glaubt daran, dass Veränderung möglich ist. Und ein anderer Teil zweifelt, fürchtet Rückschläge oder weiß nicht, wo er anfangen soll.
Das ist vollkommen verständlich. Emotionale Veränderung braucht Zeit, Mitgefühl – und manchmal auch ein bisschen Unterstützung.
Deshalb habe ich mein 3-monatiges Mentoring-Programm entwickelt. Hier begleite ich dich persönlich dabei:
Dein Körperbudget nachhaltig zu stärken,
alte emotionale Vorhersagen bewusst zu verändern,
und neue sichere Erfahrungen in dein Leben einzuladen.
Damit du nicht nur weißt, dass Veränderung möglich ist – sondern sie auch wirklich spürst.
Wenn du spürst, dass du bereit bist, den ersten Schritt zu gehen: Hier findest du alle Informationen zum Mentoring
Abschließender Gedanke
Emotionen sind nicht dein Schicksal. Sie sind kreative Konstruktionen deines Gehirns – und du kannst lernen, sie sanft neu zu gestalten. Nicht, indem du Gefühle wegdrückst. Sondern indem du deinem Körper, deinem Geist und deinem Herzen neue, heilsame Wege zeigst.
Ich begleite dich gern dabei.